There is something fragmentary about the figures depicted in this exhibition. They appear to be composed of parts, they seem disjointed, and they recur. Fragmentation can describe a dissociation of identity, the disintegration of otherwise coherent parts—yet this continual division equally seems to hold the pictures in Der Spaß an der Arbeit together.
Identity, decay, and repetition are aspects one might search out here:
The heads of the dismembered bodies are copies of copies, taken from the work of so-called old masters as well as from a painting by the artist herself. Made last year, the painting (Die Schwestern Fleiß) struck her as more popular than other pieces from the same exhibition. The question of what makes a painting successful, as well as the peculiar situation of trying to repeat oneself, became central considerations in the remaking of this piece.
For Mehr Fleiß, Mehr Schwestern, the faces from the original painting were photographed, aged using FaceApp, and screen-printed at the edge of the picture. Instead of down coats, the new sisters in the center of the picture now wear practical smocks, are younger, and perhaps a bit more industrious than their meanwhile aged sisters. The inserted wall forces a physical confrontation with the painting, which at first brings the structure of the surface to the fore. From further away, however, it is rather the social structure that becomes visible, its generations arrayed like the layers of an onion.
Another prototype is the Viennese version of Judith with the Head of the Holofernes by Lukas Cranach the Elder. This popular motif inspired numerous painters to create multiple versions—Lukas Cranach alone painted four different variations of Judith. The figures resemble each other to the degree that perhaps sisters might, yet they never look the same. Once again, this raises the key question of why this particular subject gained such popularity, whether—as often suggested—it is the story of the heroine that has made it a symbol of victory against tyranny, or whether it is simply the subject itself, the beautiful, very elegantly dressed woman holding a head in her hands.
AS had a similar, imitated experience in repainting the heroine in Judith at the Window. The figure has once again been aged by means of FaceApp, though instead of a knife she holds two saws, and—as far as we can see—it is not Holofernes who is being cut up, but seemingly the figure itself, possibly the entire exhibition.
Other Judiths—screen-printed and not aged this time—are waiting in the cellar of Idole im Keller. While the delicate strokes in the background are only visible at close range, from a distance some may see the lopped off heads as the teeth of a gaping maw, the windows as eyes and nostrils.
In Die Rote Hose, we find further adaptations of the original sisters now stuffed into jumpsuits. They come across as insecure and dissatisfied. The figure on the left—a kind of alter ego—is eyeing a pair of red pants in a shop window. Is this perhaps a flirt with the possibility of a different identity?
Perhaps. Perhaps the screen-printed work clothes are meant to express a negotiation of identity and individuality; perhaps the subject is the industriousness we may associate with them—or the misperception we may be laboring under. Perhaps the aging of old masters, the technology that offers such an appealing glance of the future, taken together with the blending of classical and self-referential signifiers, are intended to blur the temporal reference; perhaps the intention is to leverage the roles of fan and role model. Perhaps the looping repetitions, the references within and without the works, the recurrence of motifs and techniques, the communication between the images as figures point at, observe, mirror and repeat one another, are meant to hold us spellbound, to take us by the hand. And perhaps it is simply the pleasure in the work.
Anne Speier und Valerie Wurm
Die Figuren in den Bildern dieser Ausstellung haben etwas Fragmentarisches. Sie erscheinen aus Teilen zusammengesetzt, wirken bruchstückhaft und kehren wieder. Fragmentierung kann die Dissoziation der Identität bezeichnen, das Auseinanderfallen ansonsten zusammenhängender Teile – die Bilder in „Der Spass an der Arbeit“ scheinen durch das wiederholte Zerteilen allerdings gleichermaßen zusammengehalten zu werden.
Identität, Zerfall und Wiederholung könnten also Aspekte sein, nach denen man hier suchen kann:
Die Köpfe der zerlegten Körper sind Kopien von Kopien, entnommen aus Werken sogenannter alter Meister sowie aus einem Bild der Künstlerin aus dem letzten Jahr (“Die Schwestern Fleiß”), das ihr beliebter zu sein schien, als andere Bilder derselben Ausstellung. Die Frage, was ein Bild erfolgreich macht sowie die Befremdlichkeit des Versuchs, sich selbst zu wiederholen, rückten bei der Neuauflage dieses Werkes in den Mittelpunkt.
Für “Mehr Fleiß, Mehr Schwestern” wurden die Gesichter des Originals abfotografiert, mittels Faceapp gealtert und im Siebdruckverfahren an den Rand des Bildes gedrängt gedruckt. Anstatt der Daunenmäntel tragen die neuen Schwestern im Zentrum des Bildes jetzt praktikable Arbeitskittel, sind jünger und vielleicht noch ein wenig fleißiger als die inzwischen gealterten Schwestern. Die eingezogene Wand erzwingt eine körperliche Konfrontation mit dem Bild, wodurch die Struktur der Oberfläche in den Vordergrund tritt. Von weiter weg betrachtet allerdings, wird die soziale Struktur sichtbar, in der die Generationen wie die Schichten einer Zwiebel angelegt sind.
Ein weiteres Vorbild ist die Wiener Version der Judith mit dem Kopf des Holofernes von Lukas Cranach dem Älteren. Dieses Motiv bewegte verschiedene MalerInnen gleich zu mehreren Versionen – Lukas Cranach malte alleine vier verschiedene Variationen der Judith. Die Figuren haben dabei vielleicht die Ähnlichkeit von Schwestern, sehen allerdings nie gleich aus. Abermals stellt sich die Frage, warum gerade dieses Sujet derartige Beliebtheit erfuhr, ob es – wie vielfach thematisiert – die Geschichte der Heldin ist, welche es zum Symbol für den Sieg gegen die Tyrannei machte oder schlicht das Sujet an sich, die schöne, sehr gut gekleidete Frau mit dem Kopf in der Hand.
Eine ähnliche, imitierte Erfahrung machte auch AS beim wiederholten Malen der Heldin in “Judith am Fenster”, hier abermals mittels Faceapp gealtert. Kein Messer, sondern gleich zwei Sägen hält diese in den Händen und zerschnitten wird hier kein Holofernes, zumindest nicht sichtbar, aber scheinbar die Figur selbst, möglicherweise auch die ganze Ausstellung.
Weitere Judiths – diesmal als Siebdruck und ungealtert – warten im Keller von „Idole im Keller“. Während einige zarte Striche im Hintergrund nur aus geringem Abstand erkennbar sind, mag mancher aus der Ferne in den abgehackten Köpfen die Zähne eines Maules erkennen, in den Fenstern Augen und Nasenlöcher.
In dem Bild «Die Rote Hose» werden wiederum Adaptionen der ersten Schwestern Fleiß in Strampelanzüge gepackt. Sie wirken unsicher und unzufrieden. Die linke Figur – eine Art zweites Ego – schielt auf die rote Hose in einem Schaufenster. Ob hier mit der Möglichkeit eines anderen Identitätsentwurfs geliebäugelt wird?
Möglicherweise. Möglicherweise sind die siebgedruckten Arbeitskleidungsstücke ein Ausdruck der Verhandlung von Identität und Individualität, möglicherweise geht es um den Fleiß, den wir möglicherweise damit assoziieren oder die Täuschung, der wir möglicherweise unterliegen. Möglicherweise soll das Altern alter Meister, die Technologie, die einen gar so reizvollen Blick in die Zukunft verspricht, gemeinsam mit der Vermischung von klassischer Referenz und der zu sich selbst den zeitlichen Bezug verschwimmen lassen, möglicherweise die Rolle von Fan und Vorbild aushebeln. Möglicherweise sind es die Schleifen der Wiederholung, Verweise innerhalb und außerhalb der Werke, die Wiederkehr von Motiven und Techniken, die Kommunikation zwischen den Bildern, wo Figuren aufeinander zeigen, sich gegenseitig beobachten, spiegeln und wiederholen, die uns gebannt halten, an der Hand nehmen sollen und möglicherweise ist es schlicht der Spaß an der Arbeit.
Anne Speier und Valerie Wurm