Heimo Zobernig
Main gallery
Nov 6th 2020 – Apr 24th 2021

Heimo Zobernig Untitled 2020 Acrylic on canvas 100 x 100 cm
Heimo Zobernig Untitled 2020 Acrylic on canvas 100 x 100 cm
Heimo Zobernig Untitled 2020 Acrylic on canvas 100 x 100 cm
Heimo Zobernig Untitled 2020 Acrylic on canvas 100 x 100 cm
Heimo Zobernig Untitled 2020 Acrylic on canvas 100 x 100 cm


Exhibition Text

INFRASTRUCTURE, NATURE read the inscriptions in Heimo Zobernig’s latest pictures. Using slogan-like texts, Zobernig regularly addresses topics such as formalist modernism, economism, but also spirituality and other aspects of artistic practice. While REAL, REAL EGAL were terms introduced in the early 1990s, FUCK PAINTING, FORMALISM, FINANCIAL TRANSACTION TAX, PAINTING, PAINTING SCULPTURE, FUCK PAINTING SCULPTURE or PERFORMANCE PAINTING SCULPTURE served as the text modules for an exhibition of paintings in the gallery in 2011.

Achim Hochdörfer: “In 1994, the pictorial motif REAL found its way into his painting; more than 50 further variations were developed in the following years. As painting, the term REAL suddenly takes on entirely new connotations. It is now associated with an anti-modernist, conceptual pictorial concept that exposes the employed means of expression as literal realities. Paradoxically, in their optical presence and force the geometric forms are thoroughly committed to a formalist tradition. It is as though Zobernig were insisting on the reality of aesthetic pretense, thus rejecting the schism between opticality and literalism. What is significant about the REAL series is that it brings the pictorial motif back from its functionalist contextualization and into painting. (…) It is no longer painting that establishes the relations to other artistic fields, but rather these relations that force their way into painting.”

In formal terms, it is noteworthy that the framing of the respective text grid, typical of Zobernig’s more recent paintings, grows increasingly dense through the composition of colored pictorial elements, as the relationship between text and Image blurs almost to the point of indistinguishability. The text often seems completely consumed by light and color. The explicit use of the terms INFRASTRUCTURE and NATURE addresses essential art discourses by recalling the ethnological structuralism introduced by Claude Lévi-Strauss, which raises the question of whether

Ausstellungstext

INFRASTRUCTURENATURE lauten die Einschreibungen in Heimo Zobernigs neueste Bilder.
Mit schlagwortartigen Schriften adressiert Zobernig regelmäßig Themenkreise wie formalistischen Modernismus, Ökonomismus, aber auch Spiritualität und andere Aspekte der Kunstausübung. Waren REALREAL EGAL, Anfang der 90er Jahre eingeführte Termini, so fungierten FUCK PAINTINGFORMALISMUSFINANCIAL TRANSACTION TAXPAINTINGPAINTING SCULPTURE, FUCK PAINTING SCULPTURE oder PERFORMANCE PAINTING SCULPTURE als Textbausteine einer Malereiausstellung in der Galerie im Jahre 2011.

Achim Hochdörfer: „1994 findet das Bildmotiv REAL seinen Weg in die Malerei, und in den folgenden Jahren entstehen über 50 weitere Variationen. Als Malerei ist der Begriff REAL nun plötzlich ganz neu konnotiert. Er steht nun mit einem anti-modernistischen, konzeptuellen Bildbegriff in Verbindung, der die verwendeten Ausdrucksmittel als buchstäbliche Realitäten exponiert. Paradoxerweise sind die geometrischen Formen in ihrer optischen Präsenz und Wucht durchaus einer formalistischen Tradition verpflichtet. Es ist, als würde Zobernig auf das Reale des ästhetischen Scheins insistieren und damit dem Schisma zwischen Optikalität und Literalismus eine Absage erteilen. Entscheidend an der REAL-Bildserie ist, dass ein Bildmotiv den Weg von seiner funktionalistischen Kontextualisierung zurück in die Malerei findet. (…) Nicht mehr die Malerei stellt die Verhältnisse zu anderen künstlerischen Bereichen her, sondern diese drängen in die Malerei hinein.“

In formaler Hinsicht fällt auf, dass sich das für Zobernigs jüngere Bilder typische Umranken des jeweiligen Schriftgitters durch die Komposition farbiger Bildelemente in zunehmendem Maße verdichtet, indem das im Laufe der Zeit immer komplexer werdende Verhältnis zwischen Text und Bild beinahe bis zur Ununterscheidbarkeit verschwimmt. Die Schrift scheint von Licht und Farbe oft gänzlich aufgezehrt zu werden. Die explizite Verwendung der Begriffe INFRASTRUCTURE und NATURE adressiert essenzielle Kunstdiskurse, indem sie den von Claude Lévi-Strauss aufgebrachten ethnologischen Strukturalismus in Erinnerung bringt, der die Frage aufwirft, ob empirische, aber gänzlich relative Gegensatzpaare wie roh und gekocht oder frisch und faul, die in Mythen eine fast leitmotivische Rolle spielen, etwas über ihre Struktur verraten, über die Syntax, die ihnen zugrunde liegt, über den „unbewussten Geist“, der in ihnen wirkt. Keinesfalls ist demnach das zivilisatorisch Gekochte geistig-kognitiv dem Rohen überlegen, denn beides sind nur Varianten jener gleichartigen Verfahrensweisen, für welche Lévi-Strauss den Begriff „wildes Denken“ als Kennzeichnung einführte. Der „Primitive“ sei nicht etwa trieb- statt vernunftgesteuert, sondern bearbeite nicht weniger „vernünftig“ – sondern einfach nur anders – konkreteres Material, dabei aber mit anderen Zielen und stärker im Modus der Bastelei.