Thea Djordjadze
A guide on wrong path
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Sep 5th 2014 – Sep 27th 2014



Ausstellungstext

Zunächst fand Thea Djordjadze als Mitglied der für ihre Performances bekannte Gruppe „hobbypop-MUSEUM“ Beachtung. Die  filigrane Installation Deaf and dumb universe in der Neuen Nationalgalerie anlässlich der 5. Berlin biennale und die Teilnahme an der Documenta 13  haben Sie endgültig einem breiteren Publikum bekannt gemacht. 

Ihre Arbeiten sind geprägt von Spuren der Bewegung, basieren auf Aktionen und physischen Prozessen im Atelier oder während des Aufbaus und der Inszenierung der Objekte im Ausstellungsraum sowie der Zusammenarbeit mit anderen KünstlerInnen, die ebenfalls einen performativen Kunstbegriff pflegen, wie zuletzt bei der Bespielung des Georgischen Pavillons auf der Biennale in Venedig u.a. gemeinsam mit Ei Arakawa und Sergei Tcherepnin. 

Als Grenzüberschreiterin hat Thea Djordjadze, die abwechselnd in Georgien und Deutschland lebt und arbeitet, eine erweiterte Perspektive. Die Moderne erscheint ihr als Konstruktion, deren universalistischer Anspruch schon immer durch die Pluralität kultureller und geografischer Austauschverhältnisse relativiert ist. So dokumentiert sie in ihren Arbeiten, etwa in der Schlüsselausstellung „endless enclosure“ in der Kunsthalle Basel 2009, gewissermaßen den Zusammenprall von Modernisierung und lokal vorgefundenen sozialen und geografischen Traditionen. Kunst ist aber für Thea Djordjadze nicht lediglich ein Mittel zur Erforschung gesellschaftlicher Prozesse, sondern sie hat stets auch die Sprache der Kunst, ihre formalen Möglichkeiten und ihre geschichtlichen Voraussetzungen im Fokus. Zwar setzen die Tradition der Moderne mit ihrem Universalismus, sowie der Minimalismus der sechziger und siebziger Jahre für sie Markierungen, doch im Kontrast dazu, weigert sie sich eine ausgeklügelte Methodik abzugrenzen und zu versuchen, den damit verbundenen Kontrollverlust mithilfe einer streng geregelten Struktur auszugleichen.

Auch unterläuft Djordjadze das Dogma der Materialgerechtigkeit, durch biomorphe, manchmal surreal, manchmal folkloristisch wirkende Gestaltungselemente, an deren Formenvokabular sie aus der Position einer spielerischen Distanz anknüpft. In der humorvollen Verwendung ärmlicher Materialien, wie Gips, Pappe, Schaumgummi und Pappmaché erinnert sie bisweilen an Vorgangsweisen von Franz West oder Heimo Zobernig. Hinzu kommt ein fast erzählerischer, autobiographischer Umgang mit dem Interieur als Motiv. Letztlich hat vieles, was Thea Djordjadze macht, mit Körper und Bewegung zu tun. 

Djordjadze stellt auch ganz konkrete Bezüge zur Design- und Architekturgeschichte her, etwa wenn sie den Handlauf des Treppenhauses von Le Corbusier aus der Villa Savoye zur Basis einer Skulptur macht, oder ein andermal die Ornamentik von Fenstervergitterungen ihrer georgischen Heimat mit der großen und globalen Moderne verschmilzt. Ähnlich die Vorgangsweise auf der Biennale von Venedig 2013, wo sie den coolen, von Gio Sumbadze im Stile einer georgischen Loggia-Konstruktion gestalteten Pavillon mit Fenstergittern in Form eines georgischen Alphabets versah, das sie bereits vorher für die Malmö Kunsthall entwickelt hatte. 

Die aktuelle Installation in der Galerie Meyer Kainer zeigt vitrinenartige Gebilde, metallene Gitterkästen, in und an denen sie Objekte platziert. Die dünnen Metallstrukturen suggerieren eine minimalistische Sensibilität und evozieren die makellosen und smarten Displays von Museen, doch reiben sie sich an den mehr abgetragenen, subjektiven Gebilden aus Gips, Stroh und Metall, die in ihnen verhaftet sind und in einem nahezu „Beuysianischen“ Schamanismus, an verblühte Relikte einer vergangenen Zivilisation erinnern. So kreiert sie poetische, anspielungsreiche Arrangements von Objekten, wobei insgesamt ein für die Besucher begehbarer und auch physisch erfahrbarer Parcours entsteht. Eine wortwörtliche, inhaltliche Bedeutung der verwendeten Gegenstände gibt es dabei nicht, eher erschließt sich ein Assoziationspfad auf einer räumlichen wie zeitlichen Achse. Dies verdankt sich der Tatsache dass Thea Djordjadze bewusst Spuren des Gebrauches und der Produktion bei der formalen Gestaltung der Skulpturen gezielt sichtbar werden lässt. 

Nora Schultz: „So projiziert man als Betrachter die Spuren einer eigenen Weiterverarbeitung sowie auch Alterungsprozesse in die glatten, unversehrten Oberflächen hinein. Wenn man meint, sich zu erinnern und das Werk auf diese Weise zu „entschlüsseln“, dann ist in diesem Moment das Material schon ein Stück weitergerückt, hat sich verschoben oder sinkt zurück und erinnert einen daran, dass es selbst Zeitzeuge ist“. Jegliches erkennbare Zitat wird auf formaler Ebene gesprengt um den Arbeiten die Autonomie zu verleihen, ihre eigene Geschichte zu entwickeln. Thea Djordjadze entwirft lediglich einen „Guide on Wrong Path“.