For his third exhibition at Meyer Kainer, Will Benedict has been engaged in taking photographs of news broadcast anchors and couples sitting to dinner, whose minutely fluctuating poses punctuate the strangely moving pictures you are about to see. The other works proceed from a collaboration with Sabine Reitmaier from whom Benedict borrows pictures she took for the covers of the magazine Psychologie Heute. While Reitmaier’s models appear to be moulded by a spleen that silently contaminates and destroys human resources day after day, the broadcasters are captured in vulnerable and candid moments; off-camera, perhaps incapacitated by some technical difficulty, or taking a break from relaying the destructive agendas of the lamestream media. Meanwhile, the paintings persist in the background as thumbnailed inserts held in place or rather strangled to death in the grip of casual chatter and anecdote. Will Benedict gives us faces because this is something we can still hold onto while outside, nation-states are no longer able to hide the grotesquery of their bubos.
Nicolas Ceccaldi
Kaum eine Konvention hat sich im internationalen Ausstellungsbetrieb so unhinterfragt durchgesetzt, wie die Bereitstellung von Künstler/innenbiografien und deren Unterscheidung in Gruppen- und Einzelausstellung. Bei Will Benedict ist das jedoch nicht immer so eindeutig zu unterscheiden. Ob er andere Künstler/innen featured, sich ihre Arbeiten einverleibt, oder ob es sich um echte Kooperationen handelt und inwiefern eine kuratierte Ausstellung eigentlich schon ein Eingriff in die Arbeiten anderer oder eine Zusammenstellung ist, ist bei seinen Annäherungen eine entscheidende Frage.
Auch aktuell gibt es wieder eine Zusammenarbeit mit einer anderen Künstlerin, nämlich mit Sabine Reitmaier und darüber hinaus erfährt Benedicts (Einzel- /Doppel-?)Ausstellung eine Erweiterung in der von ihm kuratierten Schau Commercial Psychology im Boltenstern.Raum. Einmal mehr zeigt sich hier ein grundlegendes Interesse daran, Dinge aufeinander treffen zu lassen, um zu sehen, was diese miteinander und was sie mit uns machen. Das bedeutet auch, ein Stück weit die Kontrolle über die eigene Produktion in andere, von der Person des Künstlers absehende Zusammenhänge, zu verlagern.
Die Kombinationsmöglichkeiten seiner ökonomisch eingesetzten Bildelemente sind selbst in dem abgesteckten Rahmen überraschend vielfältig. Mit lockerem Gestus aufgefüllte Hintergründe, Malerei auf kleineren Leinwänden, die in diese Hintergründe eingelassen sind, sowie Fotos von Personen, einzeln oder als Paar, von Objekten und Essen, werden in speziell angefertigten Rahmen immer wieder neukombiniert und recycelt. Benedicts Malerei, selbst schon recycelt, ist witzig und generös. Aus der leicht gesetzten, abstrakten Geste tritt eine kartooneske Gegenständlichkeit in Form etwa von Landkarten, Steaks, Augen oder Schwänzen hervor. Das hat etwas zwischen Stillleben und kommerzieller Food-Fotografie. Das fortwährende Wiederaufkochen sich wechselseitig beeinflussender Inhalte der Postkarten, Flaggen oder Bildschirme ist einerseits konstitutiv für seine Arbeiten, andererseits auch Kommentar auf die Anforderungen des Kunstbetriebs.
In der aktuellen Ausstellung zeigt Benedict u. a. eine Reihe von „Nachrichtensprechern“ vor einem Hintergrund, der wie das weiße Rauschen einer Fernseh-Bildstörung erscheint. Aus diesem paranoischen Schneetreiben tauchen seine Bilder mit ungewöhnlicher Direktheit und Leichtigkeit fast wie auf einem Touchscreen auf. Die Figuren wurden vor den abstrakten Hintergründen aufgenommen, ausgeschnitten und dann auf eben diese Hintergründe geklebt, wobei in der linken oberen Ecke ein Feld freigelassen wird, um ein kleineres Bild aufzunehmen, das in einer anderen Konstellation auf eine Briefmarke, den Ausschnitt einer Flagge oder eine Gedankenblase verweisen würde, hier aber an gesonderte Einspielungen in einem Fernsehstudio erinnert.
Die Fotografierten mit ihren überzogen gezeichneten Posen sind komisch – wie ein Sprecher, der unerwartet von seinem professionellen Auftrag abweichend eine persönliche Überzeugung oder Empfindung preisgibt – und zugleich tragisch, sind sie doch gefangen, nicht nur auf ihrer Ebene des Bildes, für das der Künstler sie mehr oder weniger benutzt, sondern auch in ihren Rollen: den mitgebrachten, wie den eingenommenen und den Rollen, die ihnen von den Betrachter/innen zugeschrieben werden. Dennoch geht die Vereinnahmung nicht soweit, dass die Arbeiten ihre Offenheit und Kommunikationsfähigkeit verlieren würden, weder innerhalb einer Arbeit, in der die Elemente auf unterschiedlichen Ebenen flexibel aufeinander bezogen sind, noch in Bezug auf die Rezeption oder Durchlässigkeit der Arbeiten für andere Künstler/innen. Ihre modulare Struktur fordert eine Zusammenarbeit mit anderen Künstler/innen geradezu heraus, in dieser Ausstellung mit Sabine Reitmaier, die Will Benedict mehrfach ausgestellt hat, unter anderem 2009 im Boltenstern.Raum parallel zu seiner eigenen Ausstellung in der Galerie, in der er ein Display von Jutta Koether verwendet hat, um seine und Anita Leisz’ Arbeiten zu präsentieren.
Als Fotografin hat Reitmaier für Psychologie heute gearbeitet und professionelle Fotos für die Cover der Zeitschrift aufgenommen. Im Kontext einer Ausstellung in der Berliner Galerie Cinzia Friedländer hat sie die gedruckte und gelesene Zeitschrift erneut fotografiert. Gezeigt wurden dort auch die ausgekoppelten, lebensgroß aufgezogenen Fotos, ohne sie für das Heftformat zu beschneiden und ohne Text, was einen seltsamen Effekt hatte, als beobachte man jemanden beim Tanzen, ohne die Musik dazu zu hören. Diese größeren Fotos von jungen Frauen, die ursprünglich, die Themenstellung des entsprechenden Psychologieheftes verkörpern sollten, tauchen jetzt in drei Arbeiten von Will Benedict, in ähnlicher Weise wie die NachrichtensprecherInnen oder Paare beim Dinner wieder auf.
Im Boltenstern.Raum werden die Fotos der Cover von Sabine Reitmaier zusammen mit Arbeiten von William Wegman gezeigt. Die künstlerische und kuratorische Arbeit von Will Benedict lässt sich nicht von einander trennen und greift in diesen zwei Ausstellung ganz explizit ineinander.
Insofern ist es ergiebig, sich auch die im Sommer 2012 von Benedict in der Galerie Andrew Kreps in New York kuratierte Schau Commercial Psycho anzusehen. Diese hatte nämlich ihren Ausgangspunkt in der Auseinandersetzung Reitmaiers mit dem Verhältnis von kommerzieller und künstlerischer Arbeit und mündete letztlich in den Auftrag an William Wegman, seine eleganten Weimaraner in einem Outfit von Franz Erhard Walther zu fotografieren.